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Erste Schützenordnung
von 1575, 1676 u. 1907

Historie

     
       
Die Schützengesellschaft Bad Salzuflen von 1567 e. V. geht in das sechste Jahrhundert ihres Bestehens. Mit Stolz verweist sie auf den kunstvoll behauenen Stein von 1567 beim Scheibenstand am Obernberge, den ältesten steinernen Zeugen ihrer Existenz. Dieses alte Wahrzeichen, das noch bis vor kurzem in die Stütz-
mauer des Kreckeschen Gartens am Herforder Tore eingelassen war (bis 1964 hatte es als Sturz die Steinpforte beim Aufgang zum Schützenwall hinter Bäcker Begemann überspannt), gilt uns als Sinnbild für eine durch vier Jahrhunderte gepflegte Vereins-tradition, die von jeher gerichtet war auf kameradschaftliches Zusammen-stehen, ob es wie früher auf die Sicherheit und das Wohl unserer geliebten Salzestadt gerichtet
war oder aber, wie heute, der den altersschwachen Landwirt und ehemaligen Schulmeister Chr. Budde abgelöst hatte.
  Im Hinblick auf unser steinernes Dokument DER SCHVTTEN WAL Ao 1567 ist das Alter unseres Schützenkorps, dessen 400. Jubelfest wir in diesen Tagen begehen, ohne jeden Zweifel erwiesen. Wie aber war es in den 100 jahren zu vor um die Verteidigung unserer Stadt bestellt, als die Mauern sich bereits schützend um den Ort zogen und die sieben Tore und Türme mit ihren Schieß-scharten drohend ins Land blickten? Ohne waffengeübte Schützen hatten natürlich die dicksten Mauern keinen Wert. Und endlich: Wie sah es hier aus, bevor 1447 die Böhmen kamen und die Wohnstätten unserer Gemarkung in Schutt und Asche legten?

 

Steinerne Dokumente

Dieser alte Schützentisch hat schon vor langer Zeit seinen Standort gewechselt und zwischen den hohen Buchen beim Schießstande Aufstellung gefunden. An seinem Rande steht: "Erneuert 1855`. Gerade damals, am 19. Mai 1855, fand unter dem Major Pottharst, Brennereibesitzer an der Langen Straße (Bünemann), das erste Schützenfest auf dem Obernberge statt, nachdem das Scheibenschießen auf der Wisch und an der Rieste vielerlei Argernisse bei den Schötmarschen und bei der Stärkefabrik erregt hatte. Es ist also denkbar, daß damals, vor 112 Jahren, der alte Schützentisch restauriert und zum Obernberge hinaufgeholt worden ist, als das Königsschießen zum ersten Male dort in der alten Mergelkuhle abgehalten wurde und der neuernannte Major Christian Pottharst

BISTV EIN SCHVT / S0 WIS NICHT VNMVT
WILTV PVCHEN VND SLAN
SO MVSTV VEIL GELDES HAN
SI FROM / SO GEISTVS VMlie 81 FROM 1 50 GEISTVS VM

Das heißt in unserer Mundart: Bist du ein Schütze, oft so zeige keinen aufbrausenden Sinn! Willst du prahlen und dich schlagen, so mußt du viel Geld haben.
Sei rechtschaffen und fügsam, so umgehst du es.
Bereitschaft zu ausgelassenem Frohsinn gilt, wenn die festlichen Tage der Uffelschen Schützen nahen.
Ebenfalls auf dem Schützenwall hat sich der steinerne Tisch befunden, dessen schwere Platte (1,54x0,66 m
groß) die Jahreszahl 1569 aufweist und einen Sinn spruch trägt, der für die Wesensart der alten ,,lufelsken" bezeichnend ist:


 
Bereitschaft zu ausgelassenem Frohsinn gilt, wenn die festlichen Tage der Uffelschen Schützen nahen.
Ebenfalls auf dem Schützenwall hat sich der steinerne Tisch befunden, dessen schwere Platte (1,54x0,66 m groß) die Jahreszahl 1569 aufweist und einen Sinn spruch trägt, der für die Wesensart der alten ,,lufelsken" bezeichnend ist:


BISTV EIN SCHVT / S0 WIS NICHT VNMVT
WILTV PVCHEN VND SLAN
SO MVSTV VEIL GELDES HAN
SI FROM / SO GEISTVS VMlie 81 FROM 1 50 GEISTVS VM
Das heißt in unserer Mundart: Bist du ein Schütze, oft so zeige keinen aufbrausenden Sinn! Willst du prahlen und dich schlagen, so mußt du viel Geld haben. Sei rechtschaffen und fügsam, so umgehst du es.

und wenn sie in den nahen Wäldern Schutz gesucht hätten. so würden doch wenigstens einige von ihnen nach dem Abzug der Böhmen zurückgekehrt sein, um Haus und Hof neu zu errichten. Aber geblieben waren von der ganzen Siedlung Quatuflen nur unbewohnte Feldfluren, die mit ihren schauerlichen Namen "Dodenbrede" und "Der Kirchhof" bis in unsere Tage hinein erinnern an die furchtbaren Greuel im Juni 1447. Von einem Meierhof in "Middelesten Uflen" berichtet eine Urkunde von 1146, und dieser Name taucht während der nächsten 200 Jahre nur noch zweimal auf. Um so häufiger stoßen wir auf die Bezeichnungen "Lobhof" und "Hessekenhof". Der obere, am Walde gelegene und heute Richter gehörige Lohhof hieß seit 1405, als er dem Frederic de Callendorpe übertragen wurde, lange Zeit der Kallendorfer Hof, auch als ihn später die Drosten von Exter und Ahmsen besaßen, die schließlich Haus und Hof im Spiel verloren.
Der weiter unten nach der Straße hin gelegene, heute Riepesche Lobhof war im Besitz der Bollemann und seit 1412 der reichen Familie von Grest, bis er um 1500 an den Dechan des Herforder Stiftes kam, wo er bis zur Säkularisation 1808 verblieben ist. Der längst erloschene Hessekenhof, mit dem im Wechsel die Adelsgeschlechter de Hagen, von Arnholt, von Wend und von der Lippe bedacht waren, wurde 1429-1447 von der "Wittib Hessinne regiert, die den Vornamen Adelheidis führte, aber allgemein ,Aleke" genannt wurde. Ihre Feldmark erhielt damals den Namen Alekenbrede und ist heute als das Siedlungsgelände Elkenbrede bekannt.
Damit dürfte der Beweis erbracht sein, daß alle die Uflen-Siedlungen außer Salzuflen sich nach Herford ausgerichtet hatten und die dortige Abtei als oberste Lehnsherrin anerkannten, der sie zinspflichtig waren und von deren Vogtei sie Verwaltung, Rechtsprechung und Schutz erwarteten. So erklärt sich auch die spätere Grenzziehung, bei welcher das gesamte Gebiet der Herforder Feldmark westlich des heutigen Lindenkruges zu Ravensberg und später zu Brandenburg-Preußen kam.


Unter Sternberger Herrschaft

Salzuflen dagegen hat seit etwa 1220 zur Herrschaft Sternberg gehört, die sich gerade damals von der Grafschaft Schwalenberg gelöst hatte; und Sternber-
gischer Besitz ist es geblieben, bis es nach dem Erlöschen dieser Herrschaft im Jahre 1400 in lippische Hände überging. Die Edlen Herren vom Sternberge haben in ihrem Dorf Uflen Richter eingesetzt, die hier in ihrem Namen für Recht und Sicherheit zu sorgen hatten; 1220 war es der Richter Konrad tJngnathe, der von den ?nobilis de Sterrenberghe in Uflen eingesetzt war, 1322 wird als vornehmster und erster unter den Ratsherren dieses Weichbildes ein "judex" Werner genannt. Nach ihm war Henrik de Keteler Richter des Grafen Heinrich
von Sternberg in Uflen.
Diese landesherrlichen Beamten mögen hoch angesehen gewesen sein und ihren verantwortungsvollen Posten nach bestem Können ausgefüllt haben, für Schutz und Sicherheit in ihrem Jurisdiktionsbezirk konnten sie jedoch nicht sorgen. Salzuflen hatte weder Wall noch Mauer, war auch ohne jede organisierte
Truppe, wie Horn, Blomberg, Lemgo und Detmold sie besaßen, und so war es für die 1447 heranrückenden Böhmen ein leichtes, die zerstreut liegende Siedlung an der Salze zu verwüsten.

Salzuflen in der Soester Fehde

Wenn je ein Ort unschuldig von der Kriegsfurie zerstampft worden ist, so ist es Salzuflen in der Soester Fehde. Der kaum l8jährige Junker Bernhard zur Lippe,
der durch den frühen Tod seines Vaters unter die Vormundschaft seines Großonkels Dietrich von Moers, des Erzbischofs von Köln, gekommen war, hatte sich den Zorn dieses hohen Verwandten zugezogen. Im Einvernehmen mit seinem späteren Schwiegervater, dem Grafen Otto von Schaumburg, hatte er sich für den Grafen von Cleve entschieden, der die Stadt Soest von dem bisherigen Kölner Landsherrn unabhängig gemacht und an sich gezogen hatte.

Als der zornentbrannte geistliche Kriegsherr Soest mit seinen eigenen 20.000 Soldaten nicht zurückerobern konnte, gelang es ihm, eine buntzusammenge-
würfelte Schar wilder Kriegsvölker anzuwerben. Sie bestand, wenn wir die Angaben des Staatsarchivs Weimar zugrundelegen, aus 6.300 Reitern und 5.600 Fußsoldaten, die sich etwa zur Hälfte aus böhmischen Söldnern, Nachfolgern der gefürchteten Hussiten, zur anderen Hälfte aus sächsischen Truppen zusammensetzten.
Infolge eines Waffenstillstandes im sächsischen Erbteilungsetreit waren sie beschäftigungslos geworden, und Landgraf Wilhelm von Meißen war froh, sie loszuwerden. Dietrich von Moers ließ sie durch seinen Generalissimus Jürgen Spiegel von Pekkelsheim anwerben und von Thüringen nach Soest führen. Anstatt nun den kürzesten Weg über Korbach und Brilon zu nehmen, wählte man den bedeutenden Umweg über das Lipperland und brach sengend und brennend darin ein. Es galt damals der Grundsatz: Der Krieg muß den Krieg ernähren! Jeder Kriegsherr animierte seine Truppen, sich den Sold durch Rauben und Plündern möglichst selbst zu holen

Krieg und Verwüstung

Als erste der lippischen Städte wurde Blomberg berannt, die kleine, 200 Jahre alte Festung und lippische Residenz. Der aus Werl herbeigeeilte junge Landes-
herr konnte nur noch seine hochgelegene Bergfeste in Flammen aufgehen sehen und sich durch eine gewagte Flucht der eigenen Gefangennahme entziehen. Nach der vollständigen Zerstörung Blombergs am 13. Juni 1447 teilte sich die Masse raubdürstiger Söldner in drei Heeressäulen, die nun brennend und plündernd das Lipperland überfluteten. Im Zuge dieser Agression wurde das Schloß Brake erstürmt, Detmold erobert, geplündert und gebrandschatzt, die bedrängten Städte Lemgo und Horn in ihrer Not zum Loskauf gezwungen, Lemgo für 26.000 Gulden, Horn für 3000 Gulden und 300 Kühe. Die zeitgenössischen Berichte ergehen sich in Schilderungen über die Schändung von Kirchen, Klöstern und Klausnereien im Lande. Sie erzählen auch, nicht
ohne Stolz, von der vergeblichen Belagerung der Falkenburg und des Schlosses Sternberg durch die Böhmen.


Aber das traurigste Kapitel dieser mordbrennerischen Vergewaltigung unseres Lipperlandes ist doch die totale Zerstörung unseres völlig wehrlosen Uflen am 16. Juni 1447. Gewiß hatten die Bewohner rechtzeitig Wind bekommen von der nahenden Meute der Plünderer. Durch einen Zufall ist uns die Nachricht
überkommen, daß die Salzufler sich mit ihrem Vieh und ihrer Habe in den Asenberg geflüchtet hatten, der ihnen wohl die beste Sicherheit bot, lag er doch weit abseits von der Straße der Vernichtung, die in Richtung Herford führe.


Treue zur Heimat

Es ist ein Ruhmeskapitel in der Geschichte Salzuflens, daß die geflüchteten Bewohner dieses Weichbilds damals nicht verzweifelt sind und sich als 1-jährige oder Leibeigene in ferne, glücklichere Städte und Dörfer zerstreut haben. Man mag den Uflern manche Untugenden nachsagen, etwa, sie seien aufbrausend, streitsüchtig, auf schnöden Gewinn erpicht und den Künsten abhold -, das eine kann man ihnen nicht absprechen: sie waren stets tapfer in Zeiten der Gefahr und haben nicht kapituliert, wenn es hieß, eine Notlage zu überwinden.
Salzuflen sollte nicht wieder als lockere Höfelage entstehen, sondern mußte eine feste Stadt werden.

Das befestigte Lippstadt hatte in der Soester Fehde ein leuchtendes Beispiel gegeben: 6 Wochen rang hatte das sächsisch-böhmische Heer diese älteste und bedeutendste Stadt Lippes belagert und berannt. Aber die wehrhafte, mit gutem Geschütz versehene Bürgerschaft, von den tapferen Bürgersfrauen unterstützt, hatte alle Sturmangriffe abgewehrt und die Beschießung mit Brandpfeilen vereitelt.
Also mußte Salzuflen auch eine Stadtmauer mit starken Toren und wehrhaften Festungstürmen haben. Schon die Namen der ältesten Bürgerregister sagen uns, daß in den ersten hundert Jahren nach der Stadtwerdung die Einwohnerschaft durch Zuzug von auswärts sich mindestens verdreifacht hat. Da gibt es Familiennamen, welche den Herkunftsort des neuen
Bürgers nennen, z. B. von Soest, von Lünen, Hallerspring (Springe), zu Sylbach, zu Hepke. von Wüsten, to Pehlen, Oleve, Spenge, Corvey und Wieden denbrügge. Andere Namen verraten einen bekannten Hof der näheren Umgebung, von dem einer der daheim abgefundenen Söhne nach Salzuflen gekommen war: Vinnenmeier, Lohmeier, Sunderrneier, Dreckmeier,
Ribbentrup. Volkhausen, Schemmel, Lambracht, Thies, Güse, Schwein, Dust, Frone, Klöpper, Busse, Peishenke und Hanebom.

Etwa 25 Jahre lang ist an der Stadtmauer, ihren vier Doppeltoren und drei Wehrtürmen gebaut worden. Als Abschluß und Krönung dieses Werkes hat man in das Ostertor (vor Maschke) neben dem landesherrlichen Wappen und dem Traditionswappen mit dem Ufler Salzbrunnen die Jahreszahl 1472 eingehauen; so hat uns der Archivrat Ludwig Knoch berichtet, der es selbst noch gesehen hat. Die Türme und Tore sind längst abgebrochen mit Ausnahme des Katzenturms, der als alter Veteran die Zeiten überdauert hat.
Die Stadtmauer ist noch fast in ihrem ganzen Verlauf zu erkennen, wenn auch an den meisten Stellen bedeutend niedriger. Der Rat und Syndicus Chr. Antze hat fast 400 Jahre nach ihrer Erbauung die Ausmaße der Mauer festgestellt. Sie betrugen - umgerechnet - 680,38 m Länge, 4,68 m Höhe und 0,94 cm Dicke. Der
Kunstmeister (Architekt) A. Culemann stellte dabei fest, daß die Mauer damals zu erbauen 6.912 Reichsthaler gekostet haben würde.

Die kostbare Solquelle

Ausschlaggebend bei der Planung der festen Stadt waren nicht etwa taktische Erwägungen, sondern die kostbare Solquelle. Unbedingt sollte dieses Kleinod
mit den gewerblichen Anlagen des Salzhofes im Herzen der neuen Stadt liegen. Ferner kaufte Salzuflen damals (1464/65) von zwei adeligen Familien die Mühle
auf, die bisher weiter auswärts im Salzetal gelegen hatte. Auch dieser für einen selbständigen Ort unerläßliche Betrieb mit seiner so wichtigen Mühlenge-
rechtigkeit fand nun seinen Platz innerhalb der Stadtumwehrung, während der Mühlenteich draußen "vor der Planken" ausgehoben wurde. Schließlich wurde auch die Kapelle auf dem Hallenbrinke, damals noch ein Filial von Schötmar, mit in den Mauerring einbezogen. Die Salzufler Bürger wollten das im Gottes-
hause ruhende Allerheiligste und auch ihre Angehörigen und Voreltern, die dort auf dem Totenacker ruhten, geschützt wissen.

Die Gründungsurkunde von 1488

In der Gründungsurkunde vom 28. Mai 1488 bestätigt der Edle Herr Bernhard (VII.) zur Lippe seinen "lieben, getreuen Bürgermeister, Rat und Gemeinheit zu Soltufflen", die ihm so oft willig zu Diensten gestanden haben, daß sie fortan auf ewige Zeiten die Privilegien und Freiheiten für ihre Stadt besitzen sollen in dem gleichen Maße, wie Lemgo, Horn, Blomberg und Detmold sie von des Grafen Voreltern verliehen bekommen haben. So sollen die Salzufler jeden Mittwoch
ihren freien Markt haben, auch nach alter Gewohnheit ihre freie Kirmeß am Sonntag nach dem 29. August.
Vor allem aber wird der jungen Stadt zugestanden, daß sie, um ihre Stadtbe-festigungen, Türme, Mauern und Tore instandhalten zu können, Ämter und Gilden einrichten darf, wie sie in anderen Städten schon bestehen. In dieser Urkunde erkennen wir den Anfang der handwerklichen Gilden, und wir werden sehen, wie diese Zünfte der Handwerker zugleich Wehrgemeinschaften waren und die Basis der militärischen Organisation unserer Stadt bildeten.

Unsere Stadt hatte nunmehr die eigene Wehrhoheit und das Recht, ihre Tore zu schließen, wenn die Sicherheit es gebot. Doch dem Landesherrn sollte
Uflen jederzeit ein ,open hus' sein. In einem Bündnisvertrage des kriegerischen Bernhard VII. mit Herford heißt es: Im Kriegsfalle kann der eine durch des an-
deren Land jagen; Schlagbäume und Schlinge sollen ihm offenstehen, ebenso die Schlösser und Städte, wenn er Schutz sucht. Wird einer angegriffen, so kann er durch zwei schildbürtige (ritterliche) Mannen oder durch einen städtischen Ratsherren des anderen Beistand fordern. Auch die bisher offene, unter Landesschutz stehende Heerstraße soll durch die Stadttore nicht abgeriegelt werden. Ausdrücklich heißt es: "Die Straße für Kaufmannshabe soll nach alter Gewohnheit durch Uflen und Herford gehen." (Lipp. Reg. Nr. 2149 u. 2389)

Fehdereiche Zeit

Es würde zu weit führen, wollte man alle Privatkriege und Raubzüge jener fehdereichen Zeit aufzählen, durch welche Salzuflen beunruhigt worden ist. Nur ein Beispiel:
Der Bischof von Minden hatte dem lippischen Edelherrn seine Burg Wedigenstein verpfändet, sie aber 1409 ohne Erstattung der Pfandsumme mit Gewalt
wieder in Besitz genommen. Als Entschädigung hat der streitbare Bernhard VII. sechzig Jahre später die Mindensche Ulenburg (nördl. Löhne) erstürmt, die dann
bis 1627 in lippischem Besitz geblieben ist. Dazu hatte Bernhard im August 1469 seine ganze Kriegsmacht in Uflen gesammelt, unter welcher die Schützen von
Lemgo, Salzuflen und Horn standen. Wie mag damals die Armierung einer kleinen Stadt beschaffen gewesen sein? Wir müssen schon andere Orte zum Vergleich heranziehen; Salzuflen hat zur Zeit seines 'stedebuwets' keine Protokollbücher geführt.
Die erste Nennung von Bürgerschützen in der festen Stadt Horn besitzen wir aus dem Jahre 1407; ihnen wurden damals bei einem Angriff von Truppen des Paderborner Bischofs Harnische, Armbrüste und Eisenhüte weggenommen. Daß die Hornschen 1488 ihren gefangenen Landesherrn von dem Calenberge bei Hildesheim befreit und dabei auch Schwerter und Panzer erbeutet haben, ist zwar nicht historisch. Tatsache ist aber, daß in Horn schon damals das Rott der Schlachtechwertierer" existierte, das mit Kettenpanzern und "bihendern" (d. s. Schwerter, die mit beiden Händen geschwungen werden) noch heute gelegentlich als Paradetruppe auftritt.
In der Burg Blomberg befanden sich 1474 folgende Feuerwaffen: 5 Knippbüchsen (Feuergewehre), eine kleine Büchse mit 3 Bleikugeln, eine Handbüchse, 5 Steinbüchsen (kleine Geschütze zum Verschießen von
Steinkugeln), 4 Hakenbüchsen( Arkebusen, tragbare Feuerrohre mit Gabelauflage), eine Armbrust und ein kleines Feuerrohr mit 44 eisernen Kugeln. (Sandow 5. 52 F.)
Zur gleichen Zeit bat der Bischof von Münster den Edelherrn z. L., ihm 200 gute Knechte (wohlausgebildete Kriegsknechte) mit Schilden, Eisenhüten, Feuer-
büchsen und Armbrüsten gegen Oldenburg zu schicken. Nach einem Bericht unseres ältesten Stadtbuches war im Februar 1548 Salzuflen drei Tage und drei Nächte lang von den Truppen mehrerer kaiserlicher Kriegsräte, u. a. dem berüchtigten Christoff von Wrisberg, belegt.

Das war zu der Zeit, als Kaiser Karl V. die im Schmalkaldischen Bunde zusammengeschlossenen protestantischen Länder wegen ihres Abfalles vom katholischen Glauben bestrafen wollte. Bewaffneter Widerstand wurde bei der Androhung von Raub, Brand und Mord diesmal nicht geleistet. Was hätten wohl die 300 Waffenträger unserer Stadt vermocht gegen die heranrückenden 10000 Fußsoldaten und 12000 Reiter des kaiserlichen Heeres! Am folgenden Tage, dem 7. Februar 1548, sollte "von Uflen aus der rote Hahn durch das Land fliegen. So mußte sich Lippe eiligst zur Bezahlung einer Kontribution von 5000 Gulden bequemen, die bei der Umlage für Salzuflen 400 Taler ergaben. Jede Hausstätte hatte eine Belastung von 3 Talern zu tragen. Für die Armen übernahm das Salzwerk die Zahlung, jedes Siedehaus 2 Taler.

Wehrgemeinschaften der Zünfte

An der Rietberger Fehde 1556 nahmen außer Horner und Blomberger auch Salzufler Schützen am schweren Geschütz teil. Es ist aber durchaus unwahrscheinlich, daß sie auch die Bedienung desselben verstanden
haben. Vielmehr wurde jeder Geschützbedienung immer eine Anzahl Hellebardierer zugeteilt: um solche muß es sich gehandelt haben. Bei den Auseinandersetzungen wegen des Zwischenfalis in Lage 1595 kommt das deutlich zum Ausdruck.

Um eine Vorstellung von der militärischen Organisation der städtischen Schützen zu bekommen, ziehen wir einmal Lemgo zum Vergleich heran. K. Meier, Lemgo, betont, daß die Zünfte der Handwerker zu gleich Wehrgemeinschaften waren und die Verteidigung der Stadt als ihre vornehmste Pflicht betrachteten. War ein feindlicher Angriff zu erwarten, so besetzte jede Gilde den ihr bestimmten Teil der Stadtumwallung; daher gab es in Lemgo den Leineweberwall, Bäckerwall, Schmiedewall, Kramerwall usw. Jeder neu Hinzutretende mußte entweder 1/2 Gulden zur Beschaffung von Armbrüsten geben oder - später - sich eine eigene Knippbüchse anschaffen. Um 1550
hatte jede Gilde ihre eigene Kanone, und Jeder neue Gildebruder mußte bei seiner Aufnahme nicht nur eine eigene Rüstung und Feuerwaffe nachweisen, sondern auch 1 Thaler für das Gildegeschütz bezahlen. Die Amtsdechen jeder Gilde hatten den Zustand der "Wehr" jährlich zu kontrollieren. (Sandow S. 61)

Das Stadtbuch von 1550

Einen Leineweberwall usw. kann es in Salzuflen nie gegeben haben, da unsere Stadt keine Wallanlage gehabt hat. Aber auch bei uns haben die Handwerker-
gilden sich als die verantwortliche Oberschicht in der Bürgerschaft gefühlt und sowohl die Bewaffnung als auch die regelmäßigen Schießübungen durchgeführt.
Bei einem festlichen Empfang Bernhards VIII. am 13. September 1560 ist ein Fähnlein (Haufen Fußvolk) von 300 Mann aufgestellt worden, wovon 150 "Schützen" waren, die übrige Hälfte nur "Bürge<. Etwa zur selben Zeit bot Lemgo bei einem Empfang 323 Angehörige der Gilden auf, welche die Wälle bezogen, und 256 Mann "der gemeinen purgschafft wehr, also Angehörige der einfachen Bürgerschaft ohne Gildenzugehörigkeit.

Von der ausführlichen Beschreibung, die der Richter und Stadtsecretarius Gaspar Pott über die Huldigungszeremonie 1560 im ältesten Salzufler Stadtbuche hinterlassen hat, sollen ein paar Zeilen im Wortlaut gebracht werden, da hier über die militärische Ordnung und Bewaffnung einiges Interessante gesagt wird-. "Denn 13. tag Septemb. sein alhir unse Bürger
und Bürger kynder bynnen Ufflen mit einem aufgerichten fenlin, 300 Man starch, darunter 100 Man mit rüstung und langer gewehre, 50 Man mit kurtzer wehre alß helbarden und fedderspießen und 150 Man der Schützen gewesen, Seiner Onaden biß auff die Kohlage unter augen getzogen, und dar 5. Gnad. in
bywesend Bürgermeistere und Raithe, so dahin anhe rüstung und langer gewehr ader Büxen, sondern mit einem Schwerde hingangen, erwartet.
Und wie folgentz 5. On. zusampt andern Grafen und Lipschen Junchern
mit 150 pferden ungeferlich angekommen, haben unsere Bürger auff der Kohlage einen Rinch geschlagen, dar 5. On. ingekommen.

Bei der nachfolgenden Begrüßungsansprache des Salzufler Bürgermeisters am 13. Sept. 1560 wird denn betont, daß Rat und Bürgerschaft dem Grafen mit
ihrem Gewehr nach ihrem Vermögen und altem Herkommen und Gebrauch entgegengezogen sind. Sie erbieten sich, Seiner Onaden in einem zukünftigen
unvermeidlichen Kriegsfalle, den Gott in Gnaden abwenden möge, mit Leib und Gut Beistand zu leisten.
Nach den beiderseitigen Grußreden,sein unsere Bürgere aus dem Ringe, ein jeder in sein glidt in die Zoigordnung wieder getretten und vor dem Herren
her wider in die Stadt gezogenn. Der weitere Teil des Pottschen Protokolls schiJdert sehr ausführlich die dreitägige Festlichkeit in unseren
Mauern. Doch soll hier nicht im einzelnen berichtet werden von den prunkvollen Feiern, bei denen die Stadt allein 4250 Ltr. Mindener und -lämelner Bier,
sowie 412 Ltr. Wein, auch einen vergoldeten Silberpokal für 115 Gulden und schließlich für die Küche im Rathause einen lebenden Ochsen nebst vielen Bar-
geschenken lieferte.

Schützen und Bürgerwehr

In diesem Berichte mag uns außer der Tatsache, daß Schützen und Bürgerwehr in gleicher Stärke von je 150 Mann aufmarschiert waren, besonders die Bewaff-
nung interessieren: Zwei Drittel der Mannschaft war "mit Rüstung und langer Gewehre (d. h. mit Kettenpanzern, Eisenhut und Handfeuerwaffe) erschienen,
während das übrige Drittel "mit kurtzer wehre", (d. h. mit Nahkampfwaffen, Spießen und Hellebarden) antrat. Nur die Ratsherren trugen das ritterliche Schwert. Feldschlangen oder sonstige Geschütze hat es in der Salzufler Wehr niemals gegeben, denn die schmale Mauerkrone und die engen Türme hätten zur Aufstellung von Geschützen niemals benutzt werden können. Die Einrichtung einer Umwallung zur Geschützverteidigung hat unserer Stadt gänzlich gefehlt. Salzuflen war bei der Stadtwerdung aufgeteilt in 8 Rotts (Rotten), die durch nochmalige Halbierung der wohlbekannten Verndeile" oder Stadtviertel entstanden waren. Die Mannschaft, die von jedem dieser 8
Stadtteile gestellt werden mußte, hieß anfangs auch "Rott". Erst später, als wegen des schnellen Anwachsens unserer Stadt die Zahl der Rotts auf 12, zeitweise auf 13 vergrößert werden mußte, hießen die 8 militärischen Einheiten "Corporalschaften", nach dem 7jährigen Kriege und der damit zusammenhängenden Vorliebe für französische Ausdrucksweise auch "Sergeantschaften".

Schützengilde als Miliz

Die militärische Bedeutung unserer Schützengilde sowohl als städtische Miliz wie auch als gelegentliches Aufgebot des Landesherrn reicht eigentlich nur bis
zum 30jährigen Kriege. Gegen die Riesenheere, die sich in jenen Schreckensjahren durch die deutschen Lande wälzten und die mit Vorliebe in den Städten Quartier nahmen, war der Widerstand einer Handvoll noch so braver Schützen sinnlos. Zwar versuchte der lippische Landesherr zu Beginn des Krieges, seine Städte zum Widerstand zu ermuntern. Georg Krudup
wurde in Salzuflen zum Generalwachtmeister ernannt.

Dieser ließ die Tore besonders sorgfältig schützen und ständig besetzen, teilte auch jeden Morgen die bewaffnete Mannschaft zu Wachdiensten ein. Doch
gegen die Truppen der Liga sowohl wie der Union konnten die Salzufler ihre Tore nicht verteidigen. Unsere Archivakten berichten, wie 1633 ein schwedisches Reiterregiment in Salzuflen in Quartier lag und gerade in der Nacht, als am 21. Sept. der Kommandeur Oberst Brunnecker sich mit einer Herforderin vermählt hatte und die Garnison von Salzuflen Nachfeier hielt, von Minden her ein Überfall durch eine kaiserliche Truppe von 800 Fußsoldaten und 400 Reitern erfolgte. Die Tore wurden durch Petarden (Sprengladungen) geöffnet, die schwedischen Offiziere gefangengenommen und die Salzufler Bürger ausgeplündert. Die Schuld bekamen nachher bei den Frelgabeverhandlungen die Salzufler Schützen, die ihre schwedische Besatzung nicht hinreichend gesichert und die Tore gefestigt hatten.

Leutnant Simon Herm. Nehmann, Krudups Nachfolger, (ein Bäcker im heut. "Altdeutschen Gasthaus") hat trotz aller Kriegstrubel die Ehre der Salzufler Schützengilde hochgehalten. Wenn schon gegen die Pappenheimschen und die Schweden kein Widerstand half, so hat er doch den räuberischen Diebesbanden der Tatern (Zigeuner) gezeigt, daß es für sie in Salzuflen nichts zu holen gab. Er setzte ihnen nach und brachte unter eigener Lebensgefahr das geraubte Geld wieder in die Stadt zurück.

Wenn auch die Bedeutung der städtischen Milizen als Kampftruppen durch das Aufkommen der Landsknechtsheere mehr und mehr geschwunden war und
wenn besonders nach der Schaffung eines stehenden Heeres im Jahre 1697 der lippische Graf nicht mehr der Schützenaufgebote seiner Städte bedurfte, so sind doch die Schützengilden als Traditionsverbände bestehen geblieben. Sie haben sich zu Gesellschaften zusammengeschlossen, die den wehrhaften Geist pflegten, regelmäßige Schießübungen abhielten und dem Landesherrn stets für repräsentative Zwecke zu Gebote standen, etwa beim Besuch fremder Fürstlichkeiten.

         


Stolz waren die Schützen
auf ihr Schützenhaus.
Es wurde 1885 erbaut,
mußte aber nach knapp
30 Jahren dem Bau der
Villa Dürrkopp, heute
"Roseneck", weichen.
 


Kurverwaltung
und Badehaus

 

Katzenturm
 

Ein idyllisches Bild vergangener Tage: Die Marktstrasse, markanter Punkt der Badestadt, vor 1912. In der offenen Salze badeten die Enten.